Žádná šance na nudu (jen v nemcine)
jeste jednou: Seehofer v Praze
Keine Chance für tschechisch-bayerische Langeweile
Beziehungen seien dann gut, wenn sie Langeweile verbreiteten, sagte scherzhaft Tschechiens Premier Petr Necas beim Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer in Prag. Wenn Seehofers sächsischer Kollege Stanislaw Tillich an der Moldau sei, krähe kaum ein Hahn danach. Das würde er sich auch für tschechisch-bayerische Treffen wünschen.
Das Bonmot des Prager Regierungschefs ging ein bisschen ins Leere. Erstmals seit ewigen Zeiten gab es auf einer tschechisch-deutschen Pressekonferenz keine einzige Frage nach dem ewigen Reizthema – den Benes-Dekreten. Beherrschend waren Fragen nach Zukunftsthemen: wie lange noch wird man auf vernünftige Zugverbindungen zwischen Prag und Nürnberg beziehungsweise München warten müssen, war eine davon. Necas selbst hatte ein zweites Thema vorgegeben: der Ausbau von Temelin, den er nicht hinter dem Rücken der Nachbarn voran treiben wolle, sondern in Diskussion mit ihnen.
Es ist gut so, dass diese Zukunftsthemen zwischen den Nachbarn beherrschend werden. Auch wenn in Seehofers Begleitung eine große Delegation der Sudetendeutschen war, kam diese nicht, um Forderungen zu stellen.
Den Vertriebenen ist nicht entgangen, dass die tschechische Gesellschaft längst intensiv begonnen hat, auch die alles andere als ruhmreichen Kapitel ihrer eigenen Vergangenheit zu hinterfragen. Und dass es dazu keines Drucks aus München bedarf. Das stille Gedenken an Orten tschechischen Leidens in Lidice oder Theresienstadt, die ehrliche Betroffenheit Seehofers und seiner sudetendeutschen Begleiter dort, dürfte allerdings der innertschechischen Geschichtsaufarbeitung gut tun.
Die wirklichen Streitthemen liegen in der Tat heute woanders. Da ist zum einen die Atompolitik. Während die Deutschen nach Fukushima Atommeiler als Teufelszeug ansehen und massiv auf erneuerbare Energien setzen wollen, glaubt Tschechien, ohne Kernkraft nicht leben zu können. Necas weiß, dass er damit zahlreiche Deutsche vor allem im Grenzgebiet zu Tschechien gegen sich aufbringt. Die Begleitumstände des jüngsten Transports radioaktiven Abfalls aus Frankreich ins niedersächsische Gorleben zeigten, dass die Deutschen es ernst meinen mit ihrer Abkehr vom Atomstrom und allem, was dazu gehört. Da macht es sich besser, man versucht den Nachbarn seine Sicht der Dinge zu erläutern, statt sie vor vollendete Tatsachen zu stellen. Seehofer nahm das Angebot seines tschechischen Kollegen dankbar an. Er weiß, dass er hier Flagge zeigen muss, stehen doch in Bayern 2013 Landtagswahlen an, bei denen die Atomkraft und Temelin vor der bayrischen Haustür ein heißes Thema werden könnten. Seehofer nannte es „sympathisch“, dass die Tschechen nicht nur an sich denken, sondern auch die Sicherheit der Nachbarn im Auge behalten wollen, obwohl sie dazu nicht verpflichtet seien.
Bleibt abzuwarten, ob den Deutschen ähnlich Sympathisches einfällt, wenn die Zunahme deutschen Ökostroms das tschechische Stromleitungsnetz vor ernsthafte Probleme stellen sollte. In Prag fragt man zurecht, wer eigentlich die Rieseninvestitionen aufbringen soll, um dieses tschechische Netz dafür fit zu machen.
Die maroden Verkehrsverbindungen sind ein weiteres Thema, das bewegt. Es mutet aberwitzig an, dass man heutzutage auf der Schiene zwischen München und Prag nur im Schneckentempo voran kommt. Das ist nicht nur für Privatreisende lästig. Es behindert auch gegenseitige Investionen, die ansonsten ja hoch willkommen sind. Hier muss dringend Abhilfe her.
Spannend dürfte schließlich sein, wie sich die Bayern und die Tschechen künftig zum Thema Nummer eins stellen – der Schuldenkrise in Europa. Westlich des Böhmerwaldes entgeht nicht, dass man in Prag bislang nur wenig Lust verspürt, etwas zur Lösung des derzeitigen europäischen Kardinalproblems zu tun.
Probleme gibt es also reichlich zwischen den Nachbarn, Langeweile wird nicht aufkommen. Schön aber, dass zwischen Prag und München nicht mehr nur „verschüttete Milch“ aus der Protektorats- und Nachkriegszeit beklagt wird.
Aus: Landeszeitung für die Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien
Keine Chance für tschechisch-bayerische Langeweile
Beziehungen seien dann gut, wenn sie Langeweile verbreiteten, sagte scherzhaft Tschechiens Premier Petr Necas beim Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer in Prag. Wenn Seehofers sächsischer Kollege Stanislaw Tillich an der Moldau sei, krähe kaum ein Hahn danach. Das würde er sich auch für tschechisch-bayerische Treffen wünschen.
Das Bonmot des Prager Regierungschefs ging ein bisschen ins Leere. Erstmals seit ewigen Zeiten gab es auf einer tschechisch-deutschen Pressekonferenz keine einzige Frage nach dem ewigen Reizthema – den Benes-Dekreten. Beherrschend waren Fragen nach Zukunftsthemen: wie lange noch wird man auf vernünftige Zugverbindungen zwischen Prag und Nürnberg beziehungsweise München warten müssen, war eine davon. Necas selbst hatte ein zweites Thema vorgegeben: der Ausbau von Temelin, den er nicht hinter dem Rücken der Nachbarn voran treiben wolle, sondern in Diskussion mit ihnen.
Es ist gut so, dass diese Zukunftsthemen zwischen den Nachbarn beherrschend werden. Auch wenn in Seehofers Begleitung eine große Delegation der Sudetendeutschen war, kam diese nicht, um Forderungen zu stellen.
Den Vertriebenen ist nicht entgangen, dass die tschechische Gesellschaft längst intensiv begonnen hat, auch die alles andere als ruhmreichen Kapitel ihrer eigenen Vergangenheit zu hinterfragen. Und dass es dazu keines Drucks aus München bedarf. Das stille Gedenken an Orten tschechischen Leidens in Lidice oder Theresienstadt, die ehrliche Betroffenheit Seehofers und seiner sudetendeutschen Begleiter dort, dürfte allerdings der innertschechischen Geschichtsaufarbeitung gut tun.
Die wirklichen Streitthemen liegen in der Tat heute woanders. Da ist zum einen die Atompolitik. Während die Deutschen nach Fukushima Atommeiler als Teufelszeug ansehen und massiv auf erneuerbare Energien setzen wollen, glaubt Tschechien, ohne Kernkraft nicht leben zu können. Necas weiß, dass er damit zahlreiche Deutsche vor allem im Grenzgebiet zu Tschechien gegen sich aufbringt. Die Begleitumstände des jüngsten Transports radioaktiven Abfalls aus Frankreich ins niedersächsische Gorleben zeigten, dass die Deutschen es ernst meinen mit ihrer Abkehr vom Atomstrom und allem, was dazu gehört. Da macht es sich besser, man versucht den Nachbarn seine Sicht der Dinge zu erläutern, statt sie vor vollendete Tatsachen zu stellen. Seehofer nahm das Angebot seines tschechischen Kollegen dankbar an. Er weiß, dass er hier Flagge zeigen muss, stehen doch in Bayern 2013 Landtagswahlen an, bei denen die Atomkraft und Temelin vor der bayrischen Haustür ein heißes Thema werden könnten. Seehofer nannte es „sympathisch“, dass die Tschechen nicht nur an sich denken, sondern auch die Sicherheit der Nachbarn im Auge behalten wollen, obwohl sie dazu nicht verpflichtet seien.
Bleibt abzuwarten, ob den Deutschen ähnlich Sympathisches einfällt, wenn die Zunahme deutschen Ökostroms das tschechische Stromleitungsnetz vor ernsthafte Probleme stellen sollte. In Prag fragt man zurecht, wer eigentlich die Rieseninvestitionen aufbringen soll, um dieses tschechische Netz dafür fit zu machen.
Die maroden Verkehrsverbindungen sind ein weiteres Thema, das bewegt. Es mutet aberwitzig an, dass man heutzutage auf der Schiene zwischen München und Prag nur im Schneckentempo voran kommt. Das ist nicht nur für Privatreisende lästig. Es behindert auch gegenseitige Investionen, die ansonsten ja hoch willkommen sind. Hier muss dringend Abhilfe her.
Spannend dürfte schließlich sein, wie sich die Bayern und die Tschechen künftig zum Thema Nummer eins stellen – der Schuldenkrise in Europa. Westlich des Böhmerwaldes entgeht nicht, dass man in Prag bislang nur wenig Lust verspürt, etwas zur Lösung des derzeitigen europäischen Kardinalproblems zu tun.
Probleme gibt es also reichlich zwischen den Nachbarn, Langeweile wird nicht aufkommen. Schön aber, dass zwischen Prag und München nicht mehr nur „verschüttete Milch“ aus der Protektorats- und Nachkriegszeit beklagt wird.
Aus: Landeszeitung für die Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien