Navsteva Seehofera v Praze (v nemcine)
Komentar pro Sächsische Zeitung Dresden
Endlich Realpolitik zwischen München und Prag
Von Hans-Jörg Schmidt
Was wurde nicht alles hinein geheimst in den ersten offiziellen Besuch eines
bayerischen Ministerpräsidenten in Tschechien seit dem Zweiten Weltkrieg. Vom
“Ende einer Eiszeit” war am häufigsten die Rede. In Wahrheit verlief das
Gespräch Horst Seehofers mit dem tschechischen Premier Petr Necas viel
unaufgeregter. Statt des “Wunders” gab es endlich Realpolitik, die an den
Bedürfnissen und Wünschen der Menschen beiderseits des Bayerischen und des
Böhmerwaldes ausgerichtet ist.
Tschechische Autofahrer fühlen sich von häufigen Kontrollen in Bayern genervt.
Die Bayern sorgen sich darum, ob beim geplanten Ausbau des Atomkraftwerks
Temelin auch wirklich an ihre Sicherheit gedacht wird. Unternehmen beiderseits
der Grenze wollen mehr Geschäfte miteinander machen. Euroregionen, die seit
Jahren gut zusammenarbeiten, wünschen sich Rückenwind der “großen Politik”. Die
Verkehrsverbindungen zwischen beiden Nachbarn bedürfen dringend eines Ausbaus.
Und siehe - Seehofer und Necas redeten genau darüber miteinander und hakten sich
nicht fest an der beklemmenden Vergangenheit.
So nachvollziehbar die Schmerzen sind, die bis heute Tschechen und
Sudetendeutsche verspüren, wenn sie an ihr Schicksal während und nach der
nationalsozialistischen Besatzung Böhmens und Mährens denken - es wäre bizarr,
wenn die heute noch den Blick in die Zukunft verstellten. Dass München und Prag
über die Vergangenheit unterschiedliche Ansichten haben, muss also kein
Hindernis mehr sein, damit Bayern und Tschechen ebenso gut miteinander können,
wie beispielsweise Sachsen und Tschechen schon lange.
Seehofer sprach in Prag von einem “ersten Schritt” und einem “guten Anfang“.
Beide Seiten sind über ihren Schatten gesprungen. Besser konnte die Nachricht
von der Moldau nicht ausfallen.
Sächsische Zeitung Dresden, Neuer Tag Weiden und andere deutsche Zeitungen, 21.12.2010
Endlich Realpolitik zwischen München und Prag
Von Hans-Jörg Schmidt
Was wurde nicht alles hinein geheimst in den ersten offiziellen Besuch eines
bayerischen Ministerpräsidenten in Tschechien seit dem Zweiten Weltkrieg. Vom
“Ende einer Eiszeit” war am häufigsten die Rede. In Wahrheit verlief das
Gespräch Horst Seehofers mit dem tschechischen Premier Petr Necas viel
unaufgeregter. Statt des “Wunders” gab es endlich Realpolitik, die an den
Bedürfnissen und Wünschen der Menschen beiderseits des Bayerischen und des
Böhmerwaldes ausgerichtet ist.
Tschechische Autofahrer fühlen sich von häufigen Kontrollen in Bayern genervt.
Die Bayern sorgen sich darum, ob beim geplanten Ausbau des Atomkraftwerks
Temelin auch wirklich an ihre Sicherheit gedacht wird. Unternehmen beiderseits
der Grenze wollen mehr Geschäfte miteinander machen. Euroregionen, die seit
Jahren gut zusammenarbeiten, wünschen sich Rückenwind der “großen Politik”. Die
Verkehrsverbindungen zwischen beiden Nachbarn bedürfen dringend eines Ausbaus.
Und siehe - Seehofer und Necas redeten genau darüber miteinander und hakten sich
nicht fest an der beklemmenden Vergangenheit.
So nachvollziehbar die Schmerzen sind, die bis heute Tschechen und
Sudetendeutsche verspüren, wenn sie an ihr Schicksal während und nach der
nationalsozialistischen Besatzung Böhmens und Mährens denken - es wäre bizarr,
wenn die heute noch den Blick in die Zukunft verstellten. Dass München und Prag
über die Vergangenheit unterschiedliche Ansichten haben, muss also kein
Hindernis mehr sein, damit Bayern und Tschechen ebenso gut miteinander können,
wie beispielsweise Sachsen und Tschechen schon lange.
Seehofer sprach in Prag von einem “ersten Schritt” und einem “guten Anfang“.
Beide Seiten sind über ihren Schatten gesprungen. Besser konnte die Nachricht
von der Moldau nicht ausfallen.
Sächsische Zeitung Dresden, Neuer Tag Weiden und andere deutsche Zeitungen, 21.12.2010